Geplant war eine Führung durch das Kieler Opernhaus, bei dem die Zehntklässlerinnen und -klässler Einblicke in die vielfältigen Berufszweige bekommen konnten. Doch als die Opernpädagogin Marie Coring uns am Bühneneingang des Opernhauses abholte, erzählte sie, dass an diesem Tag eine spontane Probe stattfinden würde.

So wurden wir Zeugen einer international besetzten Opernprobe. Die italienische Regisseurin Serena Sinigaglia, zuletzt gefeiert u.a. für ihre Inszenierung von Cavallis »Il Giasone« in Genf, probte gerade die Szene, die der Oper ihren Namen gab: „Die Krönung der Poppea“ des Komponisten Monteverdi.

Das Bühnenbild war in Teilen schon da, die Sängerinnen und Sänger probten jedoch in Freizeit-kleidung und wurden von einem Pianisten statt des großen Orchesters begleitet. Es gab viel zu sehen, denn auf der Bühne verfolgten viele weitere Menschen die Probe mit Notizblöcken. Diese Konzentriertheit ließ uns, die wir in den ersten Rang des Zuschauerraums hineingeschlichen waren, diese Probe in gespannter Stille verfolgen. Als wir anschließend mit Marie Coring in der Lounge saßen, in der Opernbesucher sonst in der Pause einen Sekt genießen, erklärte sie uns, welche Berufe die vielen Menschen auf der Bühne ausübten.

Doch die meisten Berufe, die täglich im Opernhaus ausgeübt werden, waren auf der Bühne nicht zu sehen: Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters, die Balletttänzer/innen, die Garderobiere und viele andere, die für den täglichen Ablauf im technischen, kaufmännischen, verwaltungstechnischen oder reinigendem Bereich tätig sind.

Einige typische Berufe des Theaters lernten wir beim Rundgang durch das Opernhaus kennen. Zunächst den des Bühnentechnikers, der in seiner Loge gerade die Bühnenprobe begleitete. Auch wenn alle Opernsänger und Sängerinnen eine Stimmausbildung besitzen, die keiner Mikrophon-Verstärkung bedarf, so spielt doch die Licht- und Tontechnik eine große Rolle bei der Erzeugung bestimmter Stimmungen. Der Tontechniker lud unsere Schülerinnen und Schüler ein, sich bei einem Praktikum doch mal einen tieferen Einblick in diese spannende Welt zu verschaffen.

Weiter ging es in die Werkstätten. Zunächst die der Maskenbildnerinnen und Maskenbildner. Wer dachte, dass hier lediglich „geschminkt“ wird, lag daneben. Das Knüpfen von Perücken, Bärten, Augenbrauen u.v.m. begleitet einen großen Teil des Arbeitstages. Und schon bald probierten die ersten Schülerinnen und Schüler künstliche Bärte und Glatzen aus.

Wir sahen die Tischlerei und fuhren mit dem großen Fahrstuhl in die monumentale Malerhalle, in der die sogenannten „Prospekte“, also die Hintergründe der Bühne, gemalt wurden. Hier wird auch bildhauerisch gearbeitet. Die Illusionen, die hier geschaffen werden, haben uns verblüfft: Was wie Marmor, Stein oder Holz aussah, war in der Regel übermaltes Styropor.

Die letzte Station des Ausflugs führte uns in den Kostümfundus. Die Arbeit der Kostümbildnerinnen und Kostümbildner umfasst 25.000 Kostüme, die im Fundus des Opernhauses aufbewahrt werden. Unsere Aufgabe war, herauszufinden, nach welchen Kriterien die Kostüme wohl sortiert seien.

Den Abschluss bildete eine kurze Einführung in die allgemeine Operngeschichte, die mit Monteverdi in Italien ihre ersten großen Erfolge feierte. Wir hörten (und analysierten) zwei kurze Musikbeispiele der wohl berühmtesten deutschen Oper: Der „Zauberflöte“ von W.A. Mozart.